Dienstag, 29. März 2016

Schande!

Die Schritte kamen immer näher, massive Stiefel auf den nassen und matschigen Pflastersteinen. Sie würden ihn finden, sie hatten ihn schon so oft gefunden, nur sein Meister wusste wie es ihm bisher gelungen war ihnen jedes mal zu entkommen. Doch diesmal war die Situation anders, diesmal bestand kein Zweifel daran, dass sie ihn gefangen nehmen würden.
Die Schritte verstummten nur einige Ellen von ihm entfernt und einzig das konstante Plätschern des Regens war zu hören. Er versuchte seinen Atem zu verlangsamen und nicht in Panik zu geraten. Erfüllt von Angst wickelte er sich seinen durchnässten Umhang um den Körper und presste den Ledersack so fest an sich wie er nur konnte. Es vergingen einige Augenblick in denen er keine Schritte mehr hörte und tief unten in seinem Bewusstsein keimte der Gedanke auf, was wenn sie ihn doch nicht finden würden, vielleicht hatte der Regen seine Fährte verschwinden lassen, vielleicht hatte sein Meister erneut einen Ausweg für ihn gefunden, vielleicht ...
Etwas packte ihn an seiner Kehle. Eine Gewalt die so roh war und plötzlich kam, dass es ihm fast augenblicklich die Sinne nahm. Ein gepanzerter Handschuh mit langen rosa lackierten Fingernägeln zog ihn langsam aus seinem Versteck. Sein Kopf war derart fixiert dass seine vor Schmerzen tränenden Augen zunächst nicht erkennen konnten, wer ihn so unsanft aus seinem Versteck gerissen hatte. Krampfhaft klammerte er sich an seinen Ledersack unter seinem Mantel während er vergebens versuchte einen Fluch auszuspeien.
Erst als der Handschuh seinen Kopf langsam und schmerzhaft um einige Grad nach links verdrehte erblickten seine Augen seinen Entdecker. Es war einer von Malagants Kriegern. Wäre nicht der unaufhörliche Regen gewesen, hätte er ihn an seinem widerlich femininen Duft erkannt. Er kannte seinen Namen nicht. Wie so oft trug er keinen Helm und sein goldenes Haar lag ihm nass in Strähnen im Gesicht. Seine Augen waren dunkel geschminkt und die Schminke verlief ihm durchs gesamte Gesicht, was ihm das Aussehen eines extrem femininen Hofnarren verlieh. Seine Lippen waren rot bemalt und aufgedunsen, seine Nase schmal und seine Wangen gerötet. Der Körper der diesen Kopf trug steckte in einer massiven Rüstung, welche über und über mit Goldverzierungen versehen war und eher an ein Tischgedeck einer Bretonischen Adeligen erinnerte als an einen Krieger der dunklen Götter. Die Stiefel hatten Absätze die hoch waren wie der Unterarm eines ausgewachsenen Mannes.
Wäre dort nicht sein fixierter Kiefer gewesen und der Schmerz in seinem Kehlkopf hätte der Gefangene laut gelacht angesichts dieses Anblicks. Dann sprach der Krieger zu ihm, in einer Stimme, welche die Lächerlichkeit seines Äußeren noch in den Schatten stellte. Eine Stimme, die grell und schrill war, die eher dem einer Feldmaus als einem erwachsenen Mannes glich. Der Krieger quietschte
"Zu aller Letzt sollten wir also doch das persönliche Vergnügen mit einander teilen.", und lockerte etwas seinen Griff was sein Gefangener direkt mit einem spöttischen Lachen quittierte.
"Das Lachen wird dir noch vergehen mein Freund, wenn ich dir deine Zunge an dein Gemächt nähe nachdem ich es..", Spucke in seinem Gesicht gefolgt von einem kurzen Lachen das je in einem Würgen endete unterbrach seine Rede.
"Du Wurm solltest meine Gnade und die Gnade meines Herrn, Malagant.." als er den Namen nannte, stimmten die drei Krieger hinter ihm wie in einem Kastratenchor ein, "...nicht überstrapazieren. Sie ist endlich im Gegensatz zu den Qualen die du erleiden wirst."
Der Gefangene nutzte den etwas gelockerten Griff an seiner Kehle und spottete "Malagant", wobei er die Betonung betont weiblich wählte, "der Herr in den Bergen? Der Führer der weibischen Legionen? Der von einem Ork, der sich für einen Goblin hielt, in Grund und Boden gestampft wurde? Malagant?", erneut die weibliche Betonung des Namens, "Die Schande für den dunklen Prinz? Den Beflecker Seines Namens?"
Der Arm des Kriegers versteifte sich und seine smaragdgrünen Augen funkelten vor Zorn. Der Gefangene keuchte ohne dabei sein Lächeln zu verlieren und mit Blut vermischter Speichel lief ihm aus dem Mund. "Wie kannst du es wagen?!" kreischte der Krieger als er seinen Griff weiter verstärkte und dem Gefangenen mit der Rückseite seiner anderen Hand, welche in einem weißen Fehdehandschuh steckte, eine Backpfeife gab.
Der Gefangene brachte es fertig sein Grinsen zu einem breiten, offenen Lachen zu verziehen und ein gequältes "Schande!" auszuspucken.
Der Krieger tobte, sein gepudertes Gesicht färbte sich rosa und er hob den Gefangenen in die Höhe, den Griff immer weiter verstärkend. Er kreischte erneut "Wie kannst du es wagen?", was der Gefangene mit einem Schwall aus Erbrochenem, Blut und Speichel beantwortete.
Mit einem lauten Knacken brach das Genick des Gefangenen und sein Körper erschlaffte in der ausgestreckten Hand des Kriegers. Vor Wut kreischend entging ihm der Ledersack der dem schlaffen Körper entglitt und gen Fußboden fiel. Aus dem Ledersack glitt etwas das wie ein Zepter aussah und eine Phiole die mit etwas gefüllt war, das jegliches Licht zu verschlucken schien und dunkler als die dunkelsten Nächte war. Als der Krieger die Phiole erblickte und seine geschminkten Augen aufriss war es bereits zu spät.
Die Phiole schlug auf dem Fußboden auf und zerbrach mit einem leisen klirren. Das letzte was der Krieger und sein Gefolge vernahm war ein leises Flüstern "Schande!", bevor sie in ewiger, nichts durchdringender Dunkelheit verschwanden.

Montag, 21. März 2016

Who the Fuck is the Mountain King?

Im Süden der Grenzgrafschaften schoss ein Lichtwirbel hoch in einen Himmel aus schwarzen Wolken und löste ein unwirkliches Sturmgewitter bedrohlicher Detonationen aus. Aus der Ferne heulte ein Lied von Verzweiflung und Tod. Samael stand auf dem höchsten Turm von Mortensholm im Norden der Grenzlande und vernahm das Zeichen seines Gebieters.

Er hatte ihm sein Wort gegeben, den Norden der Grenzlande zu Füßen zu legen. Und der Tod duldete keinen Widerspruch. Das galt auch für das sterbende Volk der Zwerge, die das Unvermeidliche nicht begriffen. Aber mochten sie noch so stur sein, Samael brach letztendlich den Willen jeden Gegners. Karak Izor musste fallen, der Rest der erbärmlichen Zwergenstädte unter dem Schwarzen Gebirge zu folgen. Alle diejenigen, die sich ihm entgegenstellten, sollten sterben und wieder auferstehen als seine Puppen. Der Untod fürchtete nichts, war doch die Dunkelheit sein Reich, der Grab sein Thron. Hingegen hatten die Zwerge viel zu fürchten. Denn Samael war gekommen, um ihnen ihr Ende zu bringen.

Sonntag, 20. März 2016